Finale! Vardar Skopje bezwingt RK Zagreb im Nervenspiel

Auch die zweite Halbfinalbegegnung beim SEHA Final Four versprach eine spannende und dramatische zu werden. Mit Vardar Skopje und RK Zagreb trafen nun der Zweit- bzw. Drittplatzierte aus der regulären Saison aufeinander und ermittelten den Gegner von MVM Veszprem im Finale. Dabei hatten die Kroaten - auf dem Papier zwar nur Gast - ein klares Heimspiel: 5.000 Fans verwandelten die ausverkaufte Varazdin Arena in einen Hexenkessel und unterstützen das Team von Trainer Veselin Vujovic frenetisch. Doch am Ende hatte Skopje das bessere Ende für sich und löste das Ticket ins Endspiel.

Der Start in das Spiel verlief jedoch eher gemächlich: Nach sieben Minuten führte Vardar Skopje mit 2:1 - ausgerechnet der Kroate Igor Karacic erzielte die ersten beiden Treffer für die Mazedonier, und nur eine Minute später erhöhte Stojanche Stoilov auf 3:1. Zagreb fiel bis dahin im Offensivspiel nur wenig ein. Veselin Vujovic sah sich bereits zu seiner ersten Auszeit gezwungen. 

Doch eine Verbesserung war zunächst nicht in Sicht - im Gegenteil: Per Siebenmeter erhöhte Dejan Manaskov auf 4:1 für Vardar (13.). Erst nach 14 Minuten gelang den Kroaten durch Domagoj Pavlovic der zweite Treffer der Partie. Die Mazedonier hielten den Zwei-Tore-Vorsprung zunächst, doch Zagreb kam durch Tin Kontrec auf 4:5 heran, nachdem die Schiedsrichter Brunovsky/Canda (Slowakei) den Mazedoniern ein Tor wegen vermeintlichen Abstehens versagt hatten. In diesem Rhythmus ging es Tor um Tor weiter, nach gut 20 Minuten führte Vardar mit 8:6. 

Auch das zweite SEHA-Halbfinale war zunächst eher ein torarmes, es kam insgesamt nur wenig Spielfluss zustande. Zlatko Horvat hielt sein Team mit zwei Siebenmetern auf Schlagdistanz, während die Spieler von Vardar immer wieder auch aus gut überlegten Offensivaktionen eine Lücke in der kroatischen Abwehr finden konnten - Luka Cindric markierte infolgedessen gut fünf Minuten vor der Pause das 9:7 für Skopje.


Nach 26 Minuten erhielt Jorge Maqueda eine Zeitstrafe - den fälligen Siebenmeter verwandelte abermals Zlatko Horvat sicher. Beim Stand von 10:9 für sein Team nahm Vardars Trainer Raul Gonzales seine erste Auszeit. Auch bis zur Halbzeitpause konnte sich keine Mannschaft wirklich absetzen, so dass es nach einem sehenswerten Treffer von Igor Karacic - dem bis dato besten Spieler auf dem Parkett - mit 12:10 für die Mazedonier in die Kabinen ging. 

RK Zagreb startete furios in den zweiten Durchgang: Tonci Valcic, Tin Kontrec und Dobrivoje Markovic eröffneten mit einem 3:0-Lauf und drehten die Partie binnen weniger Sekunden auf 13:12 für die Kroaten. Raul Gonzales reagierte sofort und nahm die Auszeit. Sein Team fing sich nun wieder einigermaßen und hielt das Ergebnis zumindest weiterhin offen - nach 36 Minuten stand es 14:14. Doch angetrieben von den ohrenbetäubenden Anfeuerungen in der Arena ging Zagreb nur eine Minute später mit 16:14 zum ersten Mal mit zwei Toren in Führung - wieder war es der nun bärenstarke Dobrivoje Markovic. 

Nun wurde es ein teils wildes Spiel - Zagreb unterliefen einige Fehler im Spielaufbau, Alex Dujshebaev mit dem erneuten Ausgleich per Tempogegenstoß - 16:16 nach 42 Minuten. Die Zuschauer kamen voll auf ihre Kosten, es wurde der erwartete Krimi. Per Siebenmeter eroberte Dejan Manaskov die Führung für Vardar zurück, die Kroaten antworteten jedoch in Unterzahl durch Domagoj Pavlovic. Und im Tor wurde Ivan Stevanovic immer mehr zu einem Faktor für Zagreb - nach 44 Minuten ebnete er mit einer starken Parade gegen Karacic den erneuten Führungswechsel: Kurz darauf erzielte Zlatko Horvat mit einem seiner fast schon legendären Siebenmeter-Heber das 18:17 für die Kroaten. 

In die letzten zehn Spielminuten ging es mit einer 19:18-Führung für Vardar, das allerdings in dieser Phase eine erneute Zeitstrafe für Jorge Maqueda zu überstehen hatte. Dies gelang ihnen jedoch, Manaskov per Siebenmeter zum 20:19 (52.). Nunmehr waren die Kroaten einer weniger, Ivan Susnja musste für zwei Minuten raus - dies spielten die Mazedonier klug aus und gingen durch Igor Karacic nach langer Zeit wieder mit zwei Toren in Führung (21:19), noch sechs Minuten waren zu diesem Zeitpunkt zu spielen. 

Zlatko Horvat hielt die Kroaten weiter im Spiel, verkürzte auf 20:21. Ivan Stevanovic hielt zwar, was zu halten war - beim Wurf von Timur Dibirov war er jedoch machtlos. Anschließend traf Daniil Shishkarev nach einem erneuten Zagreb-Fehler im Spielaufbau das leere Tor, vier Minuten vor dem Ende schien mit dem 23:20 für Vardar eine Vorentscheidung gefallen. Veselin Vujovic nahm noch einmal eine letzte Auszeit. Am Spielausgang änderte sich jedoch nichts mehr: Vardar Skopje überstand sowohl zwei weitere Unterzahlsituationen als auch die letzten Spielminuten und zog letztlich verdient mit 26:24 ins Finale der SEHA-Liga ein, wo am Sonntag das ungarische Spitzenteam MVM Veszprem auf die Mazedonier wartet. 

"Das war ein begeisterndes Spiel für die Zuschauer und die SEHA-Liga", erklärte Raul Gonzales. Der Trainer von Vardar Skopje fügte an: "In der ersten Halbzeit war es ein völlig ausgeglichenes Spiel. Danach haben wir zu Beginn der zweiten Hälfte etwas den Faden verloren, uns aber rechtzeitig wieder gefallen. Ich möchte allen Beteiligten zu diesem Spiel gratulieren." 

"Ich gratuliere Herrn Gonzales und seinem Team ganz herzlich", begann Veselin Vujovic sein Statement auf der Pressekonferenz und konstatierte: "Das war heute ein zerfahrenes, nervöses Spiel mit vielen Zeitstrafen und viel Hektik. Mir scheint, als habe heute das etwas glücklichere Team gewonnen. Aber wenn meine Jungs so mitziehen, rennen und alles geben wie heute, habe ich ihnen nichts vorzuwerfen. Ich freue mich auf ein packendes Finale Veszprem gegen Vardar am Sonntag."