Gefängnis-Bericht: Mazedonien bei Ausbrüchen führend


Mazedonien hat die höchste Rate an Fluchten aus Gefängnissen. Das geht aus den Daten der Universität Lausanne (UNIL) für den Europarat hervor. Der Europarat gab seinen Bericht über die Situation in den Gefängnissen in ihren Mitgliedsländern für das Jahr 2016 heraus, in dem auch deutlich wird, dass die mazedonischen Gefängnisse überbelegt sind. 

Nach Angaben aus der Gefängnisstatistik des Europarats ist Mazedonien mit 66 geflohenen Häftlingen von 3.400 Gefangenen führend, bei einem daraus resultierenden Durchschnitt von 188,7 Flüchtigen pro 10.000 Häftlingen. 

Somit steht Mazedonien an erster Stelle in Europa, danach folgt Finnland, aber mit einer viel niedrigeren Rate  von nur 10 Ausbrechern bei 3.000 Gefangene.

Über Mazedonien berichtete man auch von einer besorgniserregenden Flüchtlingsrate im Vorjahr mit 114 Flüchtigen bei 3.100 Gefangenen, so der Korrespondent des mazedonischen Informationsdienst MIA in Brüssel.

Autor der Studie ist Marcelo Aebi, Professor für Kriminologie an der Universität Lausanne (Schweiz), er sagte gegenüber MIA, dass er nicht die genauen Ursachen für die Zustände in Mazedonien kenne, aber seine Antwort "vielleicht sollten Sie die wenigen Gefängniswärter fragen", verrät schon etwas.

Mazedonien gehört laut dem Bericht zu den Ländern mit der höchsten Rate an Freiheitsentzug (Rate von 6,2), nur Rumänien und Moldawien haben eine höhere Rate.

Zudem herrscht in Mazedonien eine hohe Überbelegung der Zellen,  132 Häftlinge teilen sich in mazedonische Anstalten 100 Plätze, gefolgt von Ungarn (132), Zypern (127), Belgien (119) und Frankreich (117).

"Die Zahl der Gefangenen in Mazedonien hat von 2005 bis 2015 stetig zugenommen, die Steigerungsrate für 10 Jahre beträgt 60 Prozent. Im Jahr 2016 wurde die Zahl der Gefangenen leicht reduziert, aber es ist verfrüht zu sagen, ob es einen neuen Abwärtstrend markiert", sagte Aebi.

Der Europarat stellt diesbezüglich fest, dass die hohe Überbelegung mehr mit den langen Gefängnisstrafen in Mazedonien zusammenhängt. Zusätzlich zu dieser These ist die Tatsache, dass das Alter der Gefangenen (39 Jahre) im Durchschnitt höher ist als in anderen europäischen Ländern (33 Jahre).

Mazedonien hat eine niedrigere Rate weiblicher Gefangener als andere europäische Länder, fügt der Autor der Studie hinzu, was mit dem Status der Frauen in der Gesellschaft zusammenhängen könnte.

"Wir haben keine klare Erklärung, aber im Allgemeinen gilt, je größer die Integration von Frauen in die Gesellschaft ist, desto größer ist das Risiko, dass sie kriminelles Verhalten haben. Soziale Integration bringt Verantwortung und Risiken mit sich. Mazedonien hat drei Prozent weibliche Gefangene, und im Durchschnitt erreicht diese Zahl in Europa fünf Prozent", erläutert Abebi.

Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern, hat Mazedonien wenige Ausländer zu Gefängnisstrafen verurteilt, jedoch führt der Europarat keine Gefängnisstatistik auf Grundlage der ethnischen Zugehörigkeit, somit ist nicht zu beurteilen ob vielleicht Minderheiten zahlreicher in den Gefängnissen inhaftiert sind.