Damen Handball Champions League: Vardar Skopje verliert erneut im Finale gegen Györ

Im Finale der Champions League traf Titelverteidiger Györ ETO KC auf den HC Vardar Skopje. Es war die Wiederauflage des Endspiels von 2017. 


Das unbedingte Streben nach dem Triumph auf beiden Seiten prägte die Partie. Györ löste die schwere Aufgabe zunächst besser, traf aber vor dem 9:9-Halbzeitstand zehn Minuten nicht. Der zweite Durchgang endete mit 20:20 ebenfalls Remis. Danach setzte sich Györ ab. Vardar hatte nach 70 Minuten nochmals die Chance auf das 27:27, doch Kiss besiegelte mit einer Gegenstoß-Parade gegen Canadija den knappen Sieg von Györi ETO KC, das nach 2014 zum zweiten Mal, erstmals im seit 2014 neuen Final-Four-Format, den Titel verteidigt.

Von Beginn an herrschten in der Papp-Laszlo-Arena eine frenetische Atmosphäre und eine extreme Lautstärke. Lokalmatador Györ erwischte mit Treffern von Amorim und Broch den besseren Start. Nach einer Zeitstrafe gegen Amorim gelang Lacrabere beim Siebenmeter gegen Kiss in der fünften Spielminute der erste Torerfolg für Vardar. Oftedal erhöhte kurz darauf frech aus schwierigem Winkel für Györ auf 3:1. Da Cvijic im Gegenzug die Latte traf und Leynaud einen Rückraumwurf von Hansen durchließ, ging Györ nach sieben Minuten aus der frühen Phase als 4:1-Sieger hervor. 

Die französischen Unparteiischen ließen einige Rustikalität zu. Die Protagonisten begegneten sich dennoch auf einem vernünftigen Niveau. Vardar nutzte dabei die nächsten Momente, um durch Lekic zum 4:3 (9.). aufzuschließen. Györ wirkte nach dem guten Start nun etwas unkonzentriert und spielte im Angriff ohne Struktur. Amandine Leynaud unterstützte ihre Farben mit zwei Paraden. Der Ballgewinn und der erfolgreiche Gegenstoß von Groot zum 5:3 (12.) wurden im grünen Lager umso mehr gefeiert. Solche Nadelstiche konnten am Ende über Gold und Silber entscheidend sein. 

Die Teams bekämpften sich nun auf Augenhöhe, woran Leynaud und Grimsbø großen Anteil hatten. Die Norwegerin ging dabei nach einem Gesichtstreffer von Penezic zu Boden, parierte aber schon den nächsten Vardar-Wurf wieder gekonnt. Auf dem Feld ging Groot weiter voran und zwang Vardar beim 7:4-Konter, erzielt aus ärgster Bedrängnis, in der 17. Spielminute in die erste Auszeit. Györ entwickelte das Spiel geschickter als Vardar und verteidigte daher den Vorsprung. Der Klub aus Mazedonien suchte oftmals vergeblich Canadija am Kreis und wirkte ungeduldig und übermotiviert. 

Die zweite Viertelstunde bot dann ein ganz anderes Bild. Györ traf eine kleine Ewigkeit nicht mehr. Lekic brachte Vardars Aufholjagd auf den Weg. Erst stieg sie zum 7:6 hoch und bediente dann Ristovska zum Ausgleichstreffer. Vardar eroberte kurz darauf abermals den Ball und Kuznetsova zeigte sich vom anderen Flügel nervenstark. Es war die bisher beste Phase von Vardar Skopje, das nach 26 Minuten beim 7:8 erstmals vorne lag und mit dem 4:0-Lauf das Spiel gedreht hatte. Dass Skopjes Cvijic das 7:9 am Pfosten liegen ließ, schien jedoch Györ wieder Auftrieb zu geben. 

Dass dem 9:9-Halbzeitstand eine Doppelparade von Grimsbø vorausgehen musste, um das Remis zu bewahren, sprach Bände über das Nervenkostüm des Titelverteidigers, der sich zwischenzeitlich an der Vardar-Deckung die Zähne ausgebissen hatte. Der Vorjahresfinalist konnte die Räume für Györ immer wieder begrenzen und ließ oft nur schwere Wurfchancen zu. Hatte Vardar in den ersten 15 Minuten kaum taktisch oder spielerisch überzeugt, galt dies nun umso mehr. Györs Galionsfigur Görbicz hatte nach 33 Minuten eigentlich den Winkel zum 10:10-Ausgleich, sie traf aber Leynaud. 

Die frühe zweite Zeitstrafe gegen Amorim beim Stand von 9:11 (36.) konnte eine Hypothek für Györ werden. Vardar konnte den Vorsprung jedoch zunächst nicht auf drei Tore ausbauen. Zwei Sekunden vor Ablauf der Zeit erwirkte Lekic zwar einen Siebenmeter, doch Lacrabere scheiterte an Grimsbø. Dann setzte Hansen sich mit aller Macht zum 10:11 (39.) durch. Solche Szenen intensivierten das Wechselbad der Gefühle auf beiden Seiten. Es war ein unglaublich packendes Duell, indem beide Teams und Fanlager einander kein bisschen vom späteren Siegerglück zu gönnen schienen. 

Leynauds 15. Paraden beim Stand von 12:13 (43.) schien das Momentum weiterhin bei Vardar Skopje zu belassen, doch Cvijic verpasste die Zwei-Tore-Führung. Bei Györ war dann Hansen mit dem 13:13-Treffer zur Stelle und beim 14:13-Führungswechsel durch Görbicz wunderte man sich einmal mehr, warum Anspielerin Nycke Groot nicht im All-Star-Team ist, die auch das 15:15 (51.) erzielte. Den Führungstreffer für Vardar setzte indes jeweils Radicevic. Die Abwehrschlacht war neun Minuten vor Schluss, als Amorim einen Siebenmeter für Györ erwirkte, keineswegs entschieden. 

Die Spielzeit verstrich weiter, ohne dass sich eine Spielentscheidung abzeichnete. Erst als nach 58 Minuten und 9 Sekunden Anja Althaus beim Stand von 18:18 wegen Foulspiels hinausgestellt wurde, war zumindest ein rechnerischer Vorteil für Vardar erkennbar. Barbara Lazovic, die zuvor besonders in der Deckung herausgeragt hatte, besorgte das 18:19. Györ erkämpfte trotz Unterzahl einen Siebenmeter. Groot trat gegen Suslina an und glich aus. Lekic und Amorim trafen zum 20:20. Die letzten neun Sekunden konnte Skopje wegen eines Stürmerfouls nicht mehr nutzen. 

So ging es mit 20:20 in die Verlängerung. Die Substanz würde das Finale entscheiden. Vor Jahresfrist war Györ nach 70 Minuten der lächelnde Sieger gewesen. Hajrá-Györ-Rufe begleiteten den Titelverteidiger in den zweiten Durchgang. Amorim schien nicht mehr zu stoppen zu sein, beim 23:22 traf sie zum vierten Mal nacheinander. Nach Bodis 24:23 (65.) behielt Györ in den letzten fünf Minuten das Heft in der Hand. Vardar gab sich aber auch nach dem 26:23 nicht geschlagen. Lekic erzielte das 27:26. In Überzahl konterte Canadija nochmals, doch Kiss parierte in der Schlusssekunde und hielt den 27:26-Erfolg fest.